Ausstellungskonzert

Ausgewählte Lieder von Hugo Wolf

Studierende der Liedklasse Prof. Dr. h. c. Mitsuko Shirai · Prof. Hartmut Höll musizieren mit dem Flügel, der einst Hugo Wolf gehört hat.

1890 kam Hugo Wolf erstmals nach Tübingen, erschien unangemeldet im Hause des Universitätsmusikdirektors Kauffmann, der ihm zuvor nach Wien geschrieben hatte – voller Begeisterung über seine eben erschienenen Neuvertonungen von Gedichten Eduard Mörikes. Kauffmanns Haus stand unten am Anfang der Tübinger Neckarhalde und war bald Treffpunkt eines musikliebenden Freundeskreises, dem Hugo Wolf seine Lieder vorspielte und sang – Ausgangspunkt für eine wachsende Wolf-Gemeinde in Süddeutschland, auf deren Unterstützung der Wiener Komponist weit mehr bauen konnte als auf die Wiener Gesellschaft. Unter den ersten Wolf-Verehrern war auch der Stuttgarter Rechtsanwalt Hugo Faisst, der bald zu einem der wichtigsten Förderer wurde; 1889 initiierte er in Stuttgart einen Hugo-Wolf-Verein, auf den sich die heutige Internationale Hugo-Wolf-Akademie für Gesang • Dichtung • Liedkunst Stuttgart gründet.
Bei seinem ersten Besuch in Tübingen beklagte sich Wolf bitter über den alten Schiedmaier-Flügel im Hause Kauffmann. So verehrte der wohlhabende Faisst Kauffmann zu Weihnachten 1893 einen Bechstein–Flügel. Auf ihm spielte Hugo Wolf bei späteren Besuchen mit Wonne und Begeisterung – nicht nur seine eigenen Lieder, sondern auch Isoldens Liebestod und das Siegfried-Idyll von Richard Wagner, vierhändig Brucknersche Sinfonien.
2005 wurde der Flügel vom Karlsruher Klavierbaumeister Thomas Gärtner vollständig überholt und spielfertig wiederhergestellt. Einige Jahre stand er danach im Tübinger Hölderlin-Turm.
Durch eine großzügige Aktion des Freundeskreises der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist er heute fester Bestand der Kunsthalle und erklingt in seiner besonderen Schönheit bei den vielfältigen Konzerten in Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe.